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DER ORLOW

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von Louise Kolm-Fleck und Jakob Fleck

Note: 7

Der Orlow, eine amüsante Verfilmung der gleichnamigen Operette von Bruno Granichstaedten in Zusammenarbeit mit Ernst Marischka, erinnert in Bezug auf Komik und Inszenierung an das Hollywood-Film der goldenen Jahre. Bei der Viennale 2019, im Rahmen der Retrospektive, die Louise Kolm-Fleck gewidmet ist.

Diamanten, Musik und Prinzen

Während ihrer Zeit in Berlin drehten die österreichischen Filmpioniere Louise Kolm-Fleck und Jakob Fleck rund vierzig Spielfilme. Heutzutage sind leider viele davon verloren gegangen. Dennoch haben sich die Regisseure in ihrer langen und produktiven Karriere an zahlreichen Filmgenres versucht und sich auch mit brennenden Themen auseinandergesetzt. Zu ihrer Filmografie gehören auch Operettenverfilmungen. Ein Beispiel dafür ist Der Orlow (1927), eine Verfilmung der gleichnamigen Operette von Bruno Granichstaedten in Zusammenarbeit mit Ernst Marischka (einem der wichtigsten Regisseure des Wiener Films), die bei der Viennale 2019 im Rahmen der Louise Kolm-Fleck gewidmeten Retrospektive präsentiert worden ist.

Es handelt sich um eine lustige Liebeskomödie. Die Protagonisten sind ein junger russischer Prinz im Exil (Ivan Petrovich), der als Pilot in einer großen Flugzeugfabrik arbeitet, und eine charmante russische Tänzerin (Vivian Gibson), die oft in besagter Fabrik zu Gast ist, da sie mit den beiden (nicht allzu) heimlich in sie verliebten Besitzern eng befreundet ist.

Eine Reihe von Missverständnissen, potentielle Dreiecksbeziehungen, Tanzen und sogar der Diebstahl eines kostbaren Diamanten machen den Film Der Orlow zu einer unterhaltsamen und vergnüglichen Komödie, in der die schauspielerischen Leistungen der beiden jungen Hauptdarsteller hervorstechen.

Interessant am Drehbuch ist, wie sehr der Rhythmus und die zahlreichen Gags an das Hollywood-Film der goldenen Jahre erinnern. Ebenso erinnern zahlreiche Elemente an den Lubitsch Touch und die Inszenierung lässt sogar an Billy Wilder denken. Andererseits hat das Ehepaar Fleck schon immer großes Interesse am amerikanischen Film gezeigt. Man denke nur an den Film Die Warschauer Zitadelle (1930), der sowohl in der Darstellung der menschlichen Körper als auch in der Inszenierung von dem inspiriert wurde, was zur gleichen Zeit in den USA entstand.

Lebhafte Blicke, Großaufnahmen von Gesichtern und kostbare Diamanten prägen so einen Spielfilm, der vor allem durch amüsante Gags in Erinnerung bleibt, die besonders von den talentierten John Walsh und Jolly Jefferson in den Rollen der beiden Fabrikbesitzer gespielt werden. Zwei Männer, die sich ständig streiten, die oft in dieselben Frauen verliebt sind, die aber in Wirklichkeit die besten Freunde sind.

Und wenn zahlreiche Missverständnisse zunächst Unzufriedenheit hervorrufen, ist es – so der Prinz – immer besser, sich eine Zigarette anzuzünden, um den Eindruck zu haben, mitten in den Wolken zu sein. Einer der vielen Witze in diesem feinen und angenehmen Der Orlow.

Titel: Der Orlow
Regie: Louise Kolm-Fleck, Jakob Fleck
Land/Jahr: Deutschland / 1927
Laufzeit: 99’
Genre: Liebesfilm, Filmkomödie
Cast: Vivian Gibson, Hans Junkermann, Georg Alexander, Bruno Kastner, Max Ralph-Ostermann, Evi Eva, Ivan Petrovich, Ernst Behmer, Weinau-Schallay
Buch: Alfred Schirokauer
Kamera: Eduard Hoesch
Produktion: Hegewald Film

Info: Die Seite von Der Orlow auf iMDb; Die Seite von Der Orlow auf der Webseite der Viennale