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KOMM, SÜßER TOD

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von Wolfgang Murnberger

Note: 7

Mit intelligenter Ironie und einer starken Polemik gegen das staatliche Gesundheitswesen hat der Film Komm, süßer Tod von Wolfgang Murnberger als Protagonist (gespielt von einem unersetzlichen Josef Hader) eine Art unfreiwilligen Helden, einen Mann, der lebensmüde ist und sich dem Alkohol und dem Rauchen hingibt. Ein Mann, der unbedingt seine Einsamkeit vergessen will. Und der Regisseur schreckt nicht davor zurück, uns das Schlimmste der Gesellschaft zu zeigen.

Ein ungewöhnlicher Detektiv

Der berühmte Kabarettist Josef Hader ist seit kurzem auch Regisseur, nachdem er den Film Wilde Maus (im Wettbewerb der 67. Berlinale) gedreht hat. Einen Großteil seines Ruhmes verdankt er jedoch dem legendären Detektiv Simon Brenner, dem Protagonisten von Wolfgang Murnbergers erfolgreicher Filmsaga, die im Jahr 2000 mit der Komödie Komm, süẞer Tod, einer Verfilmung des gleichnamigen Romans von Wolf Haas, begann und deren Fortsetzungen die von Murnberger inszenierten Filme Silentium (2004), Der Knochenmann (2009) und Das ewige Leben (2015) sind.

Der Titel erinnert sofort an etwas viel Bekannteres: Eine Arie von Johann Sebastian Bach, die innerhalb des Spielfilms oft zitiert wird. Doch was ist der „süße Tod“, von dem so oft die Rede ist? Um das herauszufinden, muss man den Abenteuern einer Gruppe tollpatschiger Sanitäter folgen (zu denen auch Simon Brenner gehört, ein ehemaliger Detective, der aus dem Polizeidienst entlassen wurde, weil er eine Affäre mit der Frau des Chefs angefangen hatte). Sie behandeln täglich zahlreiche Patienten in ganz Wien und versuchen in der Zwischenzeit herauszufinden, was hinter einem Doppelmord steckt, der scheinbar aus Leidenschaft begangen wurde.

Mit intelligenter Ironie und einer starken Polemik gegen den staatlichen Gesundheitsdienst hat der Film Komm, süßer Tod als Protagonist eine Art unfreiwilligen Helden: Ein scheinbar lebensmüder Mann, der sich dem Alkohol und dem Rauchen hingibt. Ein Mann, der unbedingt seine Einsamkeit vergessen will. Und die Kamera scheut sich nicht, uns Brenners eigene Subjektive durch krumme Einstellungen zu zeigen, aber sie wirkt wieder dynamisch und präzise in den Szenen, in denen der Detektiv im Einsatz ist.

Wolfgang Murnberger zeigt uns sofort das Schlimmste der Gesellschaft, ohne uns etwas zu ersparen, nicht einmal die Fellatio-Szene in einer Bar oder das Wüten auf bereits gequälten Körpern. Und was macht der Zuschauer? Ganz einfach: Er amüsiert sich. Trotz der Wichtigkeit der behandelten Themen ist das, was den Film Komm, süßer Tod auszeichnet, eine ungewöhnliche Leichtigkeit, gemischt mit einem starken Willen zur Denunziation, ohne dass dieser zweite Faktor gleichzeitig der reinen Unterhaltung die Schau stiehlt.

Paradoxe Situationen, rasante Krankenwagenfahrten und eine packende Detektivgeschichte, die weder vorhersehbar noch banal ist, sind die Markenzeichen von Komm, süßer Tod. Und so ist das Werk in Österreich zu einem echten Kultfilm geworden. Dazu trug natürlich auch die Besetzung bei, zu der neben Josef Hader auch Nina Proll (die kürzlich in Nordrand mitspielte), Simon Schwarz (als Begleiter des Protagonisten) und sogar Karl Markovics (der noch nie so schlecht behandelt wurde wie in diesem Spielfilm) gehörten.

Aber warum hatte der Film Komm, süßer Tod so viel Erfolg? Ganz einfach: Weil es Wolfgang Murnberger (und Wolf Haas) gelungen ist, alle Fehler und Schwächen des Menschen herauszuarbeiten und den Zuschauer dazu zu bringen, sich in vielen Situationen wiederzuerkennen. Und selbst wenn es keinen wirklich unschuldigen Charakter gibt, ist es wichtig, dass die Botschaft laut und deutlich rüberkommt. Vielleicht auch durch ein paar Lacher oder beim Betrachten der Bilder von Wien bei Sonnenuntergang, mit der Donau, die trotz allem immer ruhig und gelassen fließt.

Titel: Komm, süßer Tod
Regie: Wolfgang Murnberger
Land/Jahr: Österreich / 2000
Laufzeit: 107’
Genre: Filmkomödie, Kriminalfilm, Noir
Cast: Josef Hader, Simon Schwarz, Barbara Rudnik, Michael Schönborn, Bernd Michael Lade, Nina Proll, Karl Markovics, Reinhard Nowak, Ingrid Burkhard, Gottfried Breitfuss, Georg Veitl, Hermann Scheidleder, Christian Weinberger, Trude Ackermann, Ulli Fessl, Brigitte Antonius, Reinhard Simonischek, Elisabeth Stiepl, Bernd Jeschek, Wolf Haas
Buch: Wolf Haas, Josef Hader, Wolfgang Murnberger
Kamera: Peter von Haller
Produktion: Dor Film

Info: Die Seite von Komm, süßer Tod auf iMDb