das-eitle-stubenmaedchen-1908-schwarzer-kritik

DAS EITLE STUBENMÄDCHEN

      Keine Kommentare zu DAS EITLE STUBENMÄDCHEN

This post is also available in: Italiano (Italienisch) English (Englisch)

von Johann Schwarzer

Note: 6.5

Der erste österreichische Film – Von Stufe zu Stufe von Heinz Hanus – wurde 1908 gedreht. Allerdings gab es seit ein paar Jahren eine Produktionsfirma in Österreich, die Saturn-Film, die vom Fotografen Johann Schwarzer gegründet wurde und sich auf die Produktion von erotischen Kurzfilmen spezialisiert hatte. Das eitle Stubenmädchen ist einer der hier produzierten Filme.

Wie eine griechische Statue

Was macht einen Film wie Johann Schwarzers Das eitle Stubenmädchen zu einem zweifellos historisch wertvollen Werk? Die Antwort ist schnell gegeben. Leider ist über die ersten in Österreich produzierten Filme nur sehr wenig überliefert. Was wir jedoch wissen, ist, dass die Produktion von Filmen viel später begann als im Rest der Welt. Der erste österreichische Film – Von Stufe zu Stufe von Heinz Hanus – wurde 1908 gedreht, aber schon seit einigen Jahren gab es in Österreich eine Produktionsfirma, die Saturn-Film, die sich auf die Produktion von erotischen Kurzfilmen spezialisiert hatte. Diese Produktionsfirma – die insgesamt fünfzig Filme produziert hatte – wurde von dem beim Volk unbeliebten Fotografen Johann Schwarzer gegründet und nach nur fünf Jahren Tätigkeit musste leider schließen. Viele ihrer Filme wurden so beschlagnahmt.

Erst jetzt wird einem der enorme Verlust bewusst, obwohl ein Teil der Filme vom Filmarchiv Austria restauriert und konserviert wurde. Darunter ist auch Das eitle Stubenmädchen (1908), eine nur zwei Minuten dauernde kleine erotische Komödie. Ein echtes Juwel der österreichischen Filmgeschichte.

Technisch gesehen wirkt der Film Das eitle Stubenmädchen recht rudimentär. Und doch scheint es selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass Johann Schwarzer vor der Gründung von der Saturn-Film nie mit dem Filmemachen zu tun gehabt hatte. Aber früher oder später musste er losgehen.

Aber was zeigt uns Das eitle Stubenmädchen eigentlich? Die einzige Szene spielt sich in einem einzigen Zimmer in einem scheinbar sehr prunkvollen Haus ab. Ein Dienstmädchen betritt den Raum und ist fasziniert von einer Statue, die die Figur einer völlig nackten Frau darstellt (dieselbe Statue wurde tatsächlich von einer Schauspielerin verkörpert). Die Frau, die sich mit ihr vergleichen will, beginnt sich zu entkleiden und legt sich neben sie. Plötzlich betritt jedoch der Hausherr das Zimmer und zwingt das Mädchen, sofort zu gehen. Und das ist alles. Eine Handvoll Sekunden und eine einzige Kameraeinstellung erwecken eine kurze Geschichte zum Leben, die es auch schafft, ein paar Lacher zu bringen.

Ein Regieansatz, der uns an die ersten Filme der Brüder Lumière erinnert. Ein Film, in dem die Kameras zu schwer waren, um bewegt zu werden, und die Idee der Inszenierung fast völlig fehlte, so dass alles nur wenige Sekunden dauerte, mit einer einzigen Kameraeinstellung.

Und doch, trotz der unzweifelhaften Naivität, mit der Das eitle Stubenmädchen gedreht wurde, können wir nicht anders, als von diesem Werk fasziniert zu sein, vor allem wegen all dem, was es darstellt. Zeuge einer Epoche, deren Bedeutung leider zu spät erkannt wurde.

Titel: Das eitle Stubenmädchen
Regie: Johann Schwarzer
Land/Jahr: Österreich / 1908
Laufzeit: 2’
Genre: Filmkomödie, Erotikfilm
Buch: Johann Schwarzer
Kamera: Johann Schwarzer
Produktion: Saturn-Film

Info: Die Seite von Das eitle Stubenmädchen auf iMDb