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SONNENFLECKEN

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von Barbara Albert

Note: 7

Sonnenflecken (Barbara Albert, 1998), weist einen experimentellen Regieansatz auf, hat aber frappierende Ähnlichkeit mit Nordrand, dem Debütfilm der Wiener Filmemacherin, Schauspielerin und Filmproduzentin, der im Jahr darauf entstand.

Ein großer Wunsch nach Freiheit

In Bezug auf Themen, Orte und Nina Proll in der Hauptrolle ähneln sich Sonnenflecken, 1998 von Barbara Albert inszeniert, und Nordrand, der Debütfilm der Wiener Filmemacherin, Schauspielerin und Produzentin, auffallend.

In dem Film, der die Regisseurin über die Landesgrenzen hinaus berühmt gemacht hat, gilt der Stadtrand von Wien als großer Protagonist, als stummer Zeuge für das Leben derer, die sich in dieser kargen Welt zurechtfinden müssen. Und dieses Thema wurde bereits in dem Kurzfilm Sonnenflecken inszeniert, wobei die Regisseurin einen eher experimentellen Regieansatz gewählt hat.

Wir befinden uns an einem sonnigen Tag in einem großen Park. Eine Mutter (Kathrin Resetarits) spielt mit ihrem kleinen Mädchen Ball. In der Nähe beobachtet ihre Mitbewohnerin (Nina Proll) die Szene mit Zärtlichkeit. Alles ist in überbelichtetem Schwarz-Weiß abgebildet. Dann, plötzlich, wird der Ball in die Luft geworfen und die Farben kehren warm, lebendig und pulsierend zurück. Doch der Alltag der beiden Frauen – die beide in einer lokalen Bar arbeiten – ist oft problematisch.

Der von Nina Proll gespielte Charakter erinnert sofort an Jasmin im Film Nordrand. Beide haben den gleichen Job, beide suchen die große Liebe, beide kennen falsche Menschen, beide wollen weit weg und ihr Leben ändern. Der Stadtrand wird als eine Art Nicht-Ort gesehen, als ein Übergangsort zwischen dem Zentrum des kosmopolitischen Wiens und der unberührten Natur. Ein steriler Ort, der unempfindlich gegenüber jedem dramatischen Ereignis ist (wie zum Beispiel der Tod von drei jungen Menschen bei einem Autounfall). Ein Ort, der uns aber fast wie eine Art „Grenze“ zwischen diesem alten Leben und der Zukunft erscheint.

Und eben der Begriff der Grenzen spielt im Kurzfilm Sonnenflecken eine weitere Rolle. Barbara Albert ihrerseits hatte keine Angst, zu experimentieren, neue Möglichkeiten zu suchen. Genau wie ihre Kollegen der Nouvelle Vague Viennoise, darunter Jessica Hausner, Mirjam Unger, Virgil Widrich und Nikolaus Geyrhalter.

Ein elegantes Schwarz-Weiß geht bald über in die Farben des von einer Sonnenfinsternis durchzogenen Himmels, der gepflasterten Straßen und der Bar, in der die zwei Frauen arbeiten. Lustige Nächte in der Disco, in denen sie Macarena tanzen, und Fluchten aus der Realität, bei denen sie so tun, als wären sie noch Kinder, können die beiden Protagonistinnen retten. Und doch ist das Schwarz-Weiß des Alltags immer wieder bereit, zurückzukehren. Zum Glück bringt uns hin und wieder ein seltsamer „Pirat“ bei einer zufälligen Begegnung in der U-Bahn zum Schmunzeln.

Im Film Sonnenflecken spiegelt der Wunsch nach Veränderung der beiden jungen Protagonistinnen voll und ganz Barbara Alberts Wunsch nach Neuem wider. Ein Wunsch nach Neuem, der zu einem konsequenten künstlerischen und beruflichen Wachstum führt. Trotz kleiner Fehler im Drehbuch. Dies ist der einzige Weg, sich frei zu fühlen. So wie es der Ball des kleinen Mädchens tut, wenn er an einem sonnigen Sommertag in den Himmel fliegt.

Titel: Sonnenflecken
Regie: Barbara Albert
Land/Jahr: Österreich / 1998
Laufzeit: 25’
Genre: Drama, Experimentalfilm
Cast: Nina Proll, Kathrin Resetarits, Una Wipplinger, Victor Tremmel, Alexandere Tarzi, Werner Lansgesell, Kuno Leu, Emilie Zsoldos, Norbert Fassl
Buch: Barbara Albert
Kamera: Christine A. Maier
Produktion: Filmakademie Wien

Info: Die Seite von Sonnenflecken auf iMDb