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CSIBI, DER FRATZ

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von Max Neufeld

Note: 6.5

Eine amüsante Verwechslungskomödie, Csibi, der Fratz. Der Film wurde 1934 von Max Neufeld gedreht, gehört zum Wiener Film und ist im Laufe der Jahre fast zu einem Kultfilm geworden. Trotz einiger kleinerer Fehler im Drehbuch.

Engelsgesicht und goldene Stimme

Eine amüsante Verwechslungskomödie, Csibi, der Fratz. Der 1934 von Max Neufeld gedrehte Film erschien im selben Jahr wie die bekanntere und erfolgreichere Maskerade (Willi Forst), ist aber in Bezug auf Inszenierung und Thematik wohl eines der repräsentativsten Werke des sogenannten Wiener Films.

Frei nach dem Theaterstück Le Fruit vert (Régis Gignoux und Jacques Théry, 1924) erzählt Csibi, der Fratz die einzigartige Geschichte von Lucie Carel (Franziska Gaal), einer jungen und erfolgreichen Sängerin aus Wien. Bei der Rückkehr ins Haus ihrer Mutter Maria (Leopoldine Konstantin) erfährt sie, dass ihre Mutter seit kurzer Zeit mit dem eleganten Dr. Lohnau (Anton Edthofer) zusammen ist. Der Mann kennt jedoch noch nicht das genaue Alter der Frau und weiß nicht, dass sie eine erwachsene Tochter hat. Um jünger zu erscheinen, wird Maria ihm also vorgaukeln, dass sie die Mutter eines Kindes ist. Und so wird Lucie, die von ihrer Mutter mit dem Spitznamen Csibi genannt wird, so tun, als wäre sie noch ein Kind.

Der Spielfilm spielt an einem einzigen Tag und zeichnet sich vor allem durch die hervorragende Leistung der in Ungarn geborenen Schauspielerin Franziska Gaal aus. Die Schauspielerin verkörpert mal eine erwachsene Frau, mal ein lebhaftes, schelmisches Kind nahezu perfekt. Das liegt an ihrer besonderen Stimme, aber auch an ihrem jungen Gesicht und ihrem schlanken Körperbau. Und obwohl der Film Csibi, der Fratz oft fehlerhaft ist, ist es Gaals exzellenter Leistung zu verdanken, dass er so erfolgreich gewesen ist.

Der Spielfilm ist eine der vielen Liebeskomödien, die in Österreich zwischen den frühen dreißiger und den frühen vierziger Jahren produziert wurden. Und aufgrund eines allzu vorhersehbaren und linearen Drehbuchs ähnelt er vielen anderen Filmen, die im gleichen Zeitraum veröffentlicht wurden. Und gerade das Drehbuch stellt die größten Probleme dar: Die Musik ist nicht sehr präsent (es gibt nur drei Lieder, im Gegensatz zu den Hollywood-Musicals) und die Nebenhandlungen sind fast nicht vorhanden. Kurz gesagt, eine angenehme Geschichte, die aber fast ausschließlich von den Leistungen der Schauspieler abhängt.

Es war also nicht diesem Werk zu verdanken, dass der Regisseur Max Neufeld erfolgreich war. Obwohl der Filmemacher jüdischer Herkunft war, konnte er seinen Beruf fast frei ausüben und war besonders in Italien erfolgreich. Hier inszenierte er Filme wie Mille Lire al Mese (1938), Cento Lettere d’Amore (1940), Taverna Rossa (1940) und Abracadabra (1952).

Und doch, trotz seiner vielen Fehler, trotz eines nicht immer zufriedenstellenden Drehbuchs, vermittelt der Film Csibi, der Fratz eine gute Stimmung. Das liegt an der lebensfrohen Protagonistin, an der insgesamt angenehmen Geschichte (die Beziehung zwischen Mutter und Tochter ist sehr gut geschrieben) und vor allem an Max Neufeld. Der Regisseur hat schon immer ein Talent für romantische Komödien gehabt. Aber, wie man sagt, gilt der Prophet nichts im eigenen Land.

Titel: Csibi, der Fratz
Regie: Max Neufeld
Land/Jahr: Österreich / 1934
Laufzeit: 84’
Genre: Filmkomödie, Liebesfilm, Musikfilm
Cast: Franziska Gaal, Leopoldine Konstantin, Hermann Thimig, Herbert Hübner, Friedl Haerlin, Anton Edthofer, Tibor von Halmay, Theo Lingen, Hans Richter, Anton Pointner, F. W. Schröder-Schrom, Alfred Neugebauer, Margarete Kupfer, Christl Giampietro, Heinz Hanus
Buch: Richard Eichberg, Felix Jackson, Karoly Noti
Kamera: Georg Bruckbauer, Willy Goldberger
Produktion: Universal Pictures

Info: Die Seite von Csibi, der Fratz auf iMDb