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ANIMATIONSFILM IN ÖSTERREICH – DIE UNSICHTBARE KUNST

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Wenn wir über österreichische Animationsfilme nachdenken, ist die Aussage des Künstlers Stefan Stratil „Österreich ist eine Nation der Animationsfilme ohne Animationsfilme“ besonders bedeutsam. Kurz gesagt: Von allen Filmgenres wird der Animationsfilm in Österreich derzeit am wenigsten beachtet. Zumindest dem Anschein nach.

Klassisch und Experimental

Nur wenige werden sich an das Bild eines lebensfrohen alten Mannes (Heinz Hanus, einer der Pioniere des österreichischen Films) erinnern, der an die Zeiten erinnert, als die Astoria-Film, eine der ersten Filmproduktionsfirmen Österreichs, in der Marchfeldstraße ansässig war. Und noch weniger Menschen werden sich an diese Produktionsfirma erinnern. Von 1918 bis 1923 aktiv, beschäftigte sich die Astoria Film auch mit Animationsfilmen. Und wenn der österreichische Animationsfilm heute als sehr schwach und arm an guten Werken gilt, so wurde diesem Bereich seit den Anfängen der Filmkunst große Aufmerksamkeit geschenkt.

Zu Astoria Film gehörten neben Heinz Hanus auch sein Bruder Emmerich, die Gründer – Hans Otto Löwenstein und Leo Fuchs – der Karikaturist Ladislaus Tusyński und der Cartoonist Peter Eng. Besonders produktiv war diese Produktionsfirma, die mit der Mischung von Zeichnungen und Live-Action-Szenen spielte und Animationsfilme wie Zwerg Nase (Heinz Hanus und Ladislaus Tusyński, 1921), Das Weib des Irren (1921), Gevatter Tod (Heinz Hanus, 1922), Amaranta und Jagd nach dem Kopf (Tusyński, 1922) produziert hat.

Doch was war das Schicksal des österreichischen Animationsfilms, nachdem die Astoria Film leider schließen musste?

Österreich wurde vom Künstler Stefan Stratil als „eine Nation der Animationsfilme ohne Animationsfilme“ bezeichnet. Was bedeutet das? Kurz gesagt: Von allen möglichen Filmgenres ist der Animationsfilm in Österreich derzeit am wenigsten populär, trotz der Produktion von interessanten Filmen.

Mit Ausnahme einer kleinen Produktionsfirma wie der Cinecartoon (die mehrere Zeichentrickserien für Kinder produziert hat), gibt es heute keine spezialisierten Animationsfilmfirmen. Das hat zur Folge, dass österreichische Animationsfilme bei Filmfestivals wie Annecy, Zagreb oder Hiroshima oft nicht vertreten sind.

Deutlich anders ist die Situation bei den weniger konventionellen Animationsfilmen, also den experimentellen Animationsfilmen. Österreich hat auf diesem Gebiet eine jahrzehntelange Tradition. Tatsächlich machten sich die Regisseure Kurt Kren und Peter Kubelka schon in den frühen 1950er Jahren einen Spaß daraus, interessante Animationseinlagen im Stop-Motion-Verfahren in ihre Werke einzufügen (besonders erwähnenswert ist der Kurzfilm Arnulf Rainer, bei dem Kubelka 1960 Regie führte). Ebenso bedeutend im Bereich des österreichischen Animationsfilms ist die Malerin Maria Lassnig, die in den 1970er Jahren in New York sogar eine kleine Produktionsfirma gründete, um experimentelle Animationsfilme unter Verwendung ihrer eigenen Bilder zu drehen.

Ausgehend von diesen interessanten Experimenten entstand eine ganze Generation von Regisseuren und Künstlern, die meist Low-Budget-Filme produzierten, meist produziert von ASIFA, mit einem Verleih bei internationalen Festivals durch die Sixpackfilm. Nimmt man zu all dem noch die Geburt der kleinen Produktionsfirma Amour Fou hinzu, so ist es schließlich so, dass sich auch der österreichische Animationsfilm seinen eigenen Platz im kinematographischen Weltpanorama erobert.

Dies ist ein sehr reiches und vielfältiges Feld, aus dem die Filmemacher Mara Mattuschka (Kugelkopf, 1985), Bady Minck (Der Mensch mit den modernen Nerven, 1988), Nana Swiczinsky (Wieder Holung, 1997), Stefan Stratil (I’m a Star!, 2002), Peter Tscherkassky (Outer Space, 1999) und Virgil Widrich (Copy Shop, 2001) herausragen.

Und trotz allem ist dies nach wie vor eine besonders elitäre Branche. Wenn auch der österreichische Animationsfilm zahlreiche interessante Filme vorzuweisen hat, so bleibt doch alles auf Anlässe wie Filmfestivals oder Ausstellungen beschränkt. Ein Sektor, der auch heute noch für die meisten fast unsichtbar scheint. Schade. Es würde eigentlich nur ein bisschen Neugierde genügen, um zu entdecken, wie lebendig und interessant es in Wirklichkeit heutzutage ist.

Info: Die Webseite der ASIFA; Die Webseite von Kurt Kren; Die Webseite von Maria Lassnig; Die Webseite der Amour Fou Filmproduktion
Bild: „Arnulf Rainer“ (Peter Kubelka, 1960)