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von Ludwig Wüst
Note: 8.5
Als erster Teil der Heimatfilm-Trilogie (zu der auch Abschied von 2014 und Heimatfilm von 2016 gehören) inszeniert der Film Das Haus meines Vaters, der den kürzlich verstorbenen Eltern des Regisseurs gewidmet ist, eine große innere Veränderung. Und es gilt als das intimste und persönlichste Werk Ludwig Wüsts.
Zurück zu den Wurzeln
Anlässlich der
Die Inszenierung ist auf das Wesentliche reduziert. In einem Auto unterhalten sich ein Mann und eine Frau freundschaftlich, während der Mann das Auto fährt. Dann, plötzlich: Dunkelheit, Titel und wieder Licht. Diesmal befinden wir uns im Inneren eines alten Dorfhauses. Der Mann und die Frau öffnen die Tür des Hauses und lassen sich von Erinnerungen mitreißen, sitzen nun an einem kleinen Tisch im Garten und betrachten alte Fotos. Der Vater des Mannes ist vor kurzem gestorben. Eine Rückkehr in das Elternhaus war also notwendiger denn je.
Realismus und ein bewusster Minimalismus kennzeichnen alle Werke des österreichischen Künstlers. Im Film Das Haus meines Vaters wird diese Regel jedoch auf die Spitze getrieben, dank eines verfeinerten, etwa fünfzigminütigen Sequenzplans, der von dem Moment an, in dem wir die beiden das Haus betreten sehen, bis zum Ende des Spielfilms reicht und der von Wüsts Kameramann Klemens Koscher gedreht wurde.
Die Dialoge sind auf das Wesentliche reduziert. Die Musik ebenfalls, mit Ausnahme eines melancholischen diegetischen Liedes von vor einigen Jahrzehnten (das Lieblingslied der Mutter des Protagonisten).
Und solch ein Minimalismus ist unglaublich mächtig. Gerade in einem Film, der die Überwindung der Trauer, die Rückkehr zu den Ursprüngen und die direkte Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit inszeniert. Ein Film, der durch die Natürlichkeit der Inszenierung und durch kleine, aber wichtige Details den Zuschauer berührt, erschüttert und tief bewegt. Ein Zuschauer, der am Ende der Vision zu einem integralen Element des Gesamtwerks geworden ist.
Durch das offene Fenster beobachtet die Kamera respektvoll die beiden Jugendfreunde, die sich an einem Tisch im Garten unterhalten. Dann, langsam, verweilt sie auf dem Gesicht des Protagonisten, der in seine eigenen Gedanken vertieft ist, in dem Moment, in dem seine Freundin gegangen ist, um zu telefonieren. Einige Minuten später bewegt sie sich ins Innere, wo wir den Mann sehen, wie er ein altes Foto seiner Mutter betrachtet, es aufhebt, an seine Brust drückt und sich in fötaler Position auf das Bett legt.
Und dann, nicht zuletzt: Das Haus. Das Haus des Protagonisten wird hier wie ein realer Charakter behandelt. Ein Haus voller lebendiger und schmerzhafter Erinnerungen und eingetaucht in eine religiöse Stille. Besonders bedeutsam ist die letzte, wichtige und bewegende Einstellung: Als der Mann beschließt, sein Dorf zu verlassen, schließt seine Freundin die Fensterläden und die Kamera bleibt, um nach draußen zu „spähen“ und mit elterlicher Liebe auf die Menschen zu schauen, die gerade gegangen sind.
Der erste Teil der Heimatfilm-Trilogie (zu der auch Abschied, 2014, und Heimatfilm, 2016, gehören), Das Haus meines Vaters, ist den kürzlich verstorbenen Eltern des Regisseurs gewidmet und zeigt eine tiefgreifende innere Veränderung. Es ist ein unglaublich intimer und persönlicher Film, der in der Lage ist, den Zuschauer im Intimen zu treffen, wie es nur wenige andere Spielfilme vermögen.
Titel: Das Haus meines Vaters
Regie: Ludwig Wüst
Land/Jahr: Österreich / 2012
Laufzeit: 65’
Genre: Drama
Cast: Nenad Šmigoc, Martina Spitzer
Buch: Ludwig Wüst
Kamera: Klemens Koscher
Produktion: Ludwig Wüst